-

MIC article: WISE GUYS in Cologne

30.06.2012

Interview mit den WISE GUYS beim Konzert in Köln

Ursprünglich als Schulband gestartet, sind die WISE GUYS heute die erfolgreichste deutsche A Cappella-Band. Mit ihrer Musik vereinen Dän, Eddi, Ferenc, Nils und Sari Generationen. Mit ihren witzreichen Texten und ihren pointierten Auftritten bringen die WISE GUYS ihr Publikum nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken. - So auch am 30. Juni im Rahmen ihrer „Wunschtour“ im ausverkauften Kölner „Tanzbrunnen“.
Vor dem Konzert nahmen sich Nils und Ferenc Zeit für ein ausführliches Interview. Darin sprachen die beiden sympathischen Kölner nicht nur über das neue Album „Zwei Welten“, sondern verrieten auch, warum ihnen die Nähe zu ihren Fans so wichtig ist.

Ihr seid die erfolgreichste deutsche A Cappella-Band. Aber ihr selbst nennt eure Musik „Vokal-Pop“. Was ist der Unterschied zwischen A Cappella und „Vokal-Pop“?

NILS: Da gibt es eigentlich keinen Unterschied. Wir haben uns irgendwann mal überlegt, dass „A Cappella“ so ein bisschen angestaubt klingt. Dann haben wir überlegt, was man stattdessen sagen könnte und uns kam sofort die Idee, dass „Vokal-Pop“ vielleicht eine Umschreibung der Musik wäre, die wir machen: Deutsche Pop-Musik mit guten Texten, aber halt Pop-Musik. Und daraus ist dann „Vokal-Pop“ entstanden.   

Am 25. Mai ist euer neues Album „Zwei Welten“ erschienen. - Aber nur die erste Hälfte, denn die zweite Hälfte veröffentlicht ihr erst im Herbst. Warum?

FERENC: „Zwei Welten“ ist ein Projekt, in dem wir eine CD aufgenommen haben, komplett A Capella, so wie die Leute das von uns gewohnt sind. Die ist jetzt gerade vor drei Wochen erschienen und im Herbst soll dann das instrumentierte Album rauskommen, auf dem die gleichen Song drauf sind, damit wir den Leuten mal zeigen können wie wir oder die Songwriter bei uns die Musik eigentlich wirklich hören, wenn sie entsteht. Das wollen wir den Fans mit „2 Welten“ zeigen.

Habt ihr einen Lieblings-Song auf „Zwei Welten“?

NILS: Das ist relativ schwierig zu beantworten, weil wir das Album in seiner Gesamtheit sehr gut finden. Alle Songs sind sehr stark. Aber ich habe zwei Lieblingstitel: Das eine ist „Lauter“, weil das unheimlich viel Energie hat. Sowohl in der Live-Version, wenn wir es auf der Bühne bringen, als auch in der Studio-Version auf der CD. Es macht einfach unheimlich Spaß, das zu performen. Und das andere Stück ist „Zwei Welten“, weil dieser Titel sehr sphärisch beginnt, sehr stimmig von der Komposition her. Und dann ist dieser Titel auch von zwei Leuten, vom Eddi und vom Dän: Der Eddi hat die Strophen komponiert und der Dän die Refrains. Also gibt es selbst innerhalb des Songs eine Art zwei Welten.

FRENEC: Meine Lieblingssongs sind diese Gangster-Rapper-Parodie „Ich bin aus Hürth“, die die Geschichte erzählt von zwei Möchtegern-Rappern, die in einer Kleinstadt aufwachsen, wo es eigentlich überhaupt nichts von Ghetto oder irgendwas in der Art gibt. Da gibt es eigentlich nur den Kartoffelacker. Und das Ganze wird auf eine Art und Weise gerappt, die sich total wichtig nimmt. Ich finde, die Nummer groovt total schön und ich lache mich noch jedes Mal kaputt, wenn ich die höre. Und die andere Nummer geht in eine ganze andere Richtung. Das ist die Nummer „Nach Hause“, die sehr melancholisch ist, und die mir persönlich auch ganz stark ans Herz geht.

Wie ist das, wenn ihr zusammen an einem Song arbeitet? Sind da alle fünf WISE GUYS gleich stark beteiligt?

FERENC: Nein, sind wir nicht. Der Dän ist unser Hauptsongwriter, er schreibt ungefähr 90% der Lieder. Und der Eddi schreibt auch ein bißchen. Der Nils hat gerade ganz neu angefangen, ich bin schon ganz gespannt auf die ersten Werke. Eins habe ich schon gehört, das war sehr vielversprechend. Sari und ich sind mehr die ausführenden Organe der Gruppe. Also wir singen es dann auf der Bühne, sind aber nicht an diesem kreativen Schreibprozess beteiligt. Später, wenn das Ding dann zusammengesetzt wird und wir das singen, gibt es natürlich schon Sachen, wo man sagt: „Ich möchte das lieber so singen, so klingt es besser“, und dann wird daran gearbeitet und wir setzen das ganze Ding zusammen.

NILS: Wenn ein Stück aus dem Studio kommt, ist so eine Aufnahme natürlich „aufgepumpter“, also da sind mehr Stimmen drauf als eigentlich nachher im Live-Konzert und dann muss die wieder „eingedampft“ werden. Das heißt, wir müssen gucken, wie wir das im fünf-stimmigen Gesang machen, und da fließt natürlich auch sehr viel Individuelles von jedem mit ein, wenn man guckt, wer welche Stimmt übernehmen kann. Dadurch verändern sich die Stücke auch nochmal ein bißchen und da ist noch mal etwas Kreativität von jedem mit dabei.

Ihr nehmt euch immer viel Zeit für eure Fans. Das habt ihr auch in all den Jahren eurer Karriere beibehalten. Warum ist euch das so wichtig?

FERENC: Das ist eine Sache aus der Vergangenheit. Wir haben damals Konzerte gemacht vor 80 Leuten und da bestand das Publikum zur Hälfte aus Familie und Verwandten. Und dann traf man sich halt nach dem Konzert und tauschte sich aus und fragte „Wie fandet ihr´s denn? War es gut? Waren wir gut? Haben wir gut gesungen“. Und dann spannte sich immer so ein Gespräch. Das haben wir einfach bis zum heutigen Tage beibehalten, auch wenn das heute ein bißchen anderes aussieht. Heute bleibt nicht mehr viel Zeit für große Gespräche. Meistens ist es viel mit Autogrammen und Fotos machen, aber ich glaube, dass diese Nähe zum Publikum die WISE GUYS auch ausmacht.

NILS: Das ist total schön, wenn man aus einem Konzert rauskommt und in ein freudiges Gesicht schaut, das strahlt und einen anlächelt. Und man weiß, man hat diesem Menschen jetzt zwei schöne Stunden geschenkt und er nimmt das vielleicht noch mit nach Hause. Das ist eigentlich das beste Feedback, das man bekommen kann.

Photo: Kati Rausch
Article: Kati Rausch